So bin ich zum Wein gekommen
Dass Wein nicht gleich Wein ist, habe ich im Sommer 2015 erkannt.
Der nette Aushilfs-Sommelier des Restaurants, in dem ich damals arbeitete, stellte mir ein Glas Weißwein vor die Nase und meinte: "Da. Probier das."
Ich probierte.
Was mein Gaumen, meine Nase und meine Zunge dann erlebten, hatte nichts mit dem Weißwein zu tun, den ich immer für zwei Euro im Supermarkt kaufte.
Damals konnte ich noch nicht wirklich benennen, was genau ich da schmeckte, aber ich erinnere mich an ein bisschen Karamellbonbon, Vanille und etwas anderes, wahnsinnig Prägnantes.
"Was IST das?", war meine einzige Frage.
"Holz.", antwortete der nette Sommelier und öffnete in diesem Moment die Türe zu einer neuen Welt.
Heute ist dieser nette Sommelier mein Freund und eine Flasche dieses einen, ganz besonderen Weines wartet in unserem Keller darauf, für einen besonderen Anlass geöffnet zu werden.
"Holz" ist für mich inzwischen eine wahnsinnig wichtige Komponente geworden, denn wann immer Wein in französischen Eichenfässern ausgebaut wird, bin ich Fan.
Dieser rauchige, volle Karamell-Geschmack, der auf der Zunge zergeht wie ein Werthers-Bonbon, hat es mir angetan.
Und ich bin wirklich heilfroh, dass dieser nette Sommelier mir dieses eine Glas Wein damals vor die Nase gesetzt hat.
Seit an diesem einen Abend die Tür zur Welt des Weines geöffnet wurde, ist viel passiert.
Ich habe Wein-Seminare besucht, mich durch einige der besten Weine der Welt probieren dürfen, Winzer in Baden und im Burgund besucht, von Wein-Anbau, Gärungsstufen und Reblaus-Problematik gelernt und in diesem Frühjahr meine erste eigene "gute" Flasche Wein gekauft, um sie im Keller zu lagern.
Wein ist für mich so viel mehr als Wein-Schorle auf dem Dorffest geworden und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich im Zuge dieser Reise auch so viele tolle Menschen kennenlernen durfte.
Tolle Menschen haben wir auch auf unserer kleinen Weinreise durch Rheinhessen kennengelernt.
Von Freitagabend bis Montagnachmittag waren wir mit teils recht straffem Programm unterwegs und durften unsere Nasen in so einige grandiose Weinkeller stecken.
Der erste Tag: Besuch von Weingütern und der Stadt Worms
Der Samstag startete mit einem ausgiebigen Frühstück auf dem Weingut "Wagner-Stempel", wo wir auch unser Gästezimmer gebucht hatten.
Bevor der nette Sommelier von vorhin nämlich zum geprüften Sommelier wurde, musste er ein Praktikum auf einem Weingut absolvieren und seine Wahl fiel auf das Weingut von Daniel und Cathrin.
Auch mein Freund hatte dieses eine "Was IST das?"-Erlebnis und zwar mit einem Glas Wein des Wagner-Stempel-Weingutes und da lag es damals nahe, dass er sein Praktikum genau dort machen wollte.
Das Weingut Wagner-Stempel ist, wie es Weingüter so oft sind, ein absoluter Familienbetrieb.
Und selbst die, die biologisch nicht zur Familie gehören, arbeiten und wirken so, als wäre sie es doch.
Ich hatte wirklich das Gefühl, Besucherin eines großen Familienfestes zu sein.
Gleich nach dem Frühstück ließen wir das Gut aber bereits hinter uns, um andere Weingüter zu besuchen.
Erster Stopp: das Weingut Wittmann in Westhofen bei Worms.
Erster Stopp: das Weingut Wittmann in Westhofen bei Worms.
Philipp Wittmann (und auch viele andere Winzer natürlich) baut Riesling in meiner bis dato absoluten Lieblingslage in Rheinhessen an: MORSTEIN.
Morstein liegt in Westhofen und existiert bereits seit 1282.
Was Morstein so wertvoll macht ist die Südhanglage und auch der Boden, der aus Tonmergelböden mit Kalksteineinlagerungen und, im Untergrund, aus Kalksteinfelsschichten besteht.
Meinen ersten Morstein-Riesling von Wittmann durfte ich im November 2015 probieren und genau diesen Riesling habe ich mir im Frühjahr auch zum Start meine eigenen, kleinen Weinsammlung gekauft.
Der Besuch auf dem Weingut war deshalb natürlich ein ganz besonderer, auch wenn ich den Meister selbst, Herrn Wittmann, leider nicht kennenlernen konnte.
Aber immerhin durfte ich seinen Keller betreten und wir kamen in den Genuss einer privaten Weinverkostung.
Meine Wein-Favouriten:
Morstein Riesling trocken und Chardonnay trocken Reserve
Weiter ging es zum Weingut Dreissigacker in Bechtheim.
Weiter ging es zum Weingut Dreissigacker in Bechtheim.
Hier arbeitet Jochen Dreissigacker gemeinsam mit seiner Mama Ute und seinem Papa Frieder. Gerade baut er ein neues "Imperium", eine neue Kellerei, inmitten seiner Weingärten auf.
Trotz Umbau durften wir einen Blick in den noch nicht umgezogenen Holzfass-Keller werfen und den Geschichten von Papa Frieder lauschen.
Wie das so ist, als Papa, wenn der Sohn plötzlich das Unternehmen übernimmt und was "ganz anderes" draus macht und wie schön es ist, wenn man dennoch "einfach machen lässt" und sich dann über den großen Erfolg freuen kann.
Ute Dreissigacker führte durch die Verkostung und überzeugte durch ihr uneingeschränktes Wissen und ihre Professionalität.
Nach nunmehr zwei Weinverkostungen machte sich allmählich Hunger breit und wir beschlossen spontan, nach Worms zu fahren.
Worms ist eine kleine Stadt im südöstlichen Rheinland-Pfalz und zählt knapp über 80.000 Einwohner.
Berühmt geworden ist sie einerseits durch ihr Alter:
es wird vermutet, dass sich die Stadt Worms etwa um 85 n. Chr. aus einem römischen Militärstützpunkt entwickelt hat.
Gemeinsam mit Städten wie Trier und Kempten wetteifert Worms um den Titel der "ältesten Stadt Deutschlands".
Zum anderen gilt Worms auch als die "Nibelungenstadt".
Wer kennt ihn nicht, den Heldenepos rund um Siegfried den Drachentöter.
Worms und Umgebung gelten als Schauplatz des Epos und bieten kulturell interessierten Touristen ein Museum, Festspiele, den Siegfriedbrunnen, Denkmäler sowie eine Gaststätte mit dem schönen Namen "Kriemhild".
Ansonsten ist Worms eher unspektakulär.
Wir mussten über eine halbe Stunde lang nach einem geöffneten Restaurant suchen, denn die meisten Betriebe gehen dort in die gute, alte Mittagspause.
Nach unserer kurzen Pause in Worms fuhren wir zu unserem dritten Weingut des Tages:
Nach unserer kurzen Pause in Worms fuhren wir zu unserem dritten Weingut des Tages:
das Weingut Bäder in Wendelsheim.
Katja und Jens führen das Familienunternehmen seit der Gründung im Jahr 2009.
Im Vergleich zu den anderen Weingütern unserer Reise also ein richtiger Frischling!
Gestartet haben die Bäders mit 2.5 Hektar Anbaufläche, heute bewirtschaften sie 8.5 Hektar.
Und das alles nach den ökologischen Richtlinien des Bioland-Verbandes.
Auch hier hatten wir das Vergnügen, eine private Verkostung mit dem überaus sympatischen Jens Bäder zu erleben.
Spannend, was ein Winzer so zu erzählen hat, über Wein, das Leben, die Natur...
Generell hatte man auf diesem Weingut das Gefühl, dass sich wirklich Zeit für uns genommen wurde.
Wir saßen über eine Stunde zusammen mit Jens im überdachten Innenhof, sahen dem Regen zu, probierten Weine und philosophierten über das Leben...schön!
Meine Wein-Favouriten:
La Roche Riesling Qualitätswein trocken (2015) und Heiligenpfad Frühburgunder Qualitätswein trocken (2013)
Den Samstagabend verbrachten wir dann wieder bei Daniel und Cathrin in Siefersheim.
Am Abend des großen Champion's League Finales veranstalteten die beiden ein kleines Fest für die Mitarbeiter und freiwilligen Helfer des Weinfestes, welches am Sonntag stattfinden würde.
Wir waren auch eingeladen und saßen den ganzen Abend über mit der "Großfamilie Wagner-Stempel" bei Wein und Flammkuchen zusammen.
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